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Einer für alle, alle für einen!
die Wiesenameise Nun ist sie wieder da, die Zeit der Winterstürme. Und während wir gemütlich vor dem Ofen sitzen, stellt sich die Frage, wie die Tiere und Pflanzen des Deichvorlandes diese ungemütliche Zeit überstehen.
Nun, die Vögel haben es da leicht. Sie fliegen bei Sturmfluten einfach in höhere Bereiche oder ins Binnenland. Viele Pflanzen sterben oberirdisch ab, schlagen im Frühjahr aus den Wurzeln wieder neu aus oder überwintern als Samen. Aber was machen die Insekten, die im Sommer so zahlreich die Salzwiesen des Nationalparks bevölkern? Auch hier gibt es Arten, die sich in sichere Bereiche zurückziehen. Aber ein kleines Insekt, das allgemein in erster Linie für seinen Fleiß bekannt ist, trotzt den Gefahren und lässt seine Burg nicht im Stich: Die Gelbe Wiesenameise. Diese 2 bis 5 mm kleinen,
gelblich-braunen Ameisen sind vor allem in den höheren Salzwiesenbereichen der Inseln anzutreffen. Wie kleine Wurten ragen hier ihre mit Gräsern verstärkten Erdkuppen aus den Salzwiesen hervor.
Der eigentliche Bau ist aber bis zu einem Meter in der Erde versteckt, wo sich die über 20.000 Tiere großen Völker auch überwiegend aufhalten. Bei Sturmfluten können die Ameisen ihren Bau verschließen und in Luftkammern das Überleben der Königin und ihrer Brut sicherstellen.
Aber das kleine Insekt kennt noch weitere pfiffige Überlebensstrategien. Sie lebt in einer Lebensgemeinschaft mit Wurzelläusen, die an den Wurzeln von Wiesenpflanzen saugen. Überschüssige Zuckersäfte und die zuckerhaltigen Ausscheidungen werden von den Ameisen „abgemolken“. Doch was hat die Wurzellaus davon? Zum einen reinigt die Ameise die Pflanzenwurzeln von Erde, damit die Wurzellaus bequem saugen kann. Zum anderen trägt die Ameise nicht nur ihre Eier, sondern auch die der Wurzellaus im Herbst tief hinunter in das Nest, bewahrt sie dort bis zum Frühjahr sicher auf und bringt dann die jungen Läuse wieder zu den Wirtspflanzen. Die Gelbe Wiesenameise ist dabei ein so geschickter Läusezüchter, dass sie zum Nahrungserwerb ihren Bau häufig überhaupt nicht mehr verlassen muss.
Sind alle Eier sicher verstaut, alle Eingänge verschlossen, fallen sowohl Ameise als auch Wurzellaus in eine Art Kältestarre, alle Körperfunktionen werden auf ein Minimum herunter gefahren und man wartet gemeinsam auf das Frühjahr.