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Zufrieden auf der Schattenseite des Lebens
die Krähenbeere Vielleicht ist Ihnen schon einmal bei einem Inselbesuch der scharfe Scheitel aufgefallen, der die Dünen in eine dunkelgrüne Nord- und eine hellgelbe Südseite teilt. Verantwortlich dafür ist die Krähenbeere. Mit ihrem großflächigen, dominanten Auftreten auf den schattigen Dünennordseiten prägt sie ganz entscheidend das Landschaftsbild der Ostfriesischen Inseln und auch der Küstenheide bei Cuxhaven. Augenfällig wird sie jedoch erst durch den reizvollen Kontrast zu den hellgelben Grasfluren auf der Südseite der Dünen.
Nicht nur optisch begleitet uns die Krähenbeere auf der Wanderung oder Fahrradtour durch die alten Inselkerne und Küstenheiden. Auch der ätherische Duft dieser etwa 30 cm hohen immergrünen Zwergsträucher regt unsere Sinne auf vielfältige Weise an.
Ab Ende März erscheinen an den nadelartig beblätterten Trieben die eher unscheinbaren Blüten. Die männlichen sind blassrosa, die weiblichen purpurfarben. Die reifen Früchte erhalten im Spätsommer ihre schwarz-lila Farbe.
Zu Hause ist die „Schwarze Krähenbeere“ in Moorheiden, im Zwergstrauchgestrüpp der Gebirge oder an der Küste auf frisch-feuchten, nährstoffarmen, sauren Böden. Das sind von Natur aus meist waldfreie Gebiete in feuchten Klimalagen. Bei uns im Nationalpark besiedelt die Krähenbeere stark windexponierte Lagen älterer Dünen, die einem stetigen Sandtransport ausgesetzt sind. Mit diesen rauen Bedingungen kommt der Zwergstrauch gut zurecht. Sobald der Wind-Sandtransport ausbleibt, schwindet der Konkurrenz-Vorteil der Krähenbeere und sie wird von anderen Gehölzen verdrängt.
Aus den abgefallenen Blättern der Krähenbeere, die sich nur langsam zersetzen, entsteht Rohhumus, der den so genannten Braundünen ihre Farbe verleiht. Die ca. 50 cm tief kriechenden Wurzeln der Krähenbeere bilden eine Lebensgemeinschaft mit einem Wurzelpilz, der sie mit Nährstoffen versorgt.
Die Weiterverbreitung übernehmen Vögel (z.B. Stare oder Krähen), die die Früchte fressen und durch die Verdauung der Beeren den Samen erst keimfähig machen. Lilafarbende Kotkleckse sind sichtbare Zeichen der wohlschmeckenden Mahlzeit.
In Skandinavien und Sibirien werden die stark Vitamin C-haltigen Früchte gesammelt und zu Saft oder Marmelade verarbeitet. Bei uns im Nationalpark überlassen wir die Ernte der ohnehin sehr gerbstoffhaltigen Beeren den Vögeln.