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Synchronfliegen für Fortgeschrittene
der Alpenstrandläufer Ab Februar bietet sich eines der eindrucksvollsten Naturschauspiele im Nationalpark: Tausende arktischer Zugvögel fliegen in dichten „Vogelwolken“ pfeilschnell über das Watt. Mal kehren sie dabei dem Betrachter die weiß schimmernde Bauchseite zu, dann drehen sich alle, wie auf ein geheimes Kommando, gleichzeitig und zeigen ihre dunklen Rückseiten. Ein einzigartiges Lichtspiel über Meer und Land!
Zumeist sind es Alpenstrandläufer, die diese Trupps bilden: knapp starengroße Vögel mit kurzen Beinen und kurzen Schnäbeln, die jetzt aus ihren Winterquartieren in Westeuropa und dem
Mittelmeerraum kommend im Wattenmeer Zwischenrast einlegen, bevor sie dann in einigen Wochen wieder in ihre arktischen Brutgebiete weiterziehen. Alpenstrandläufer sind die häufigsten arktischen Wattvögel im Nationalpark. Bis zu 300.000 Individuen wurden hier schon gezählt!
Das Leben in den Schwärmen sieht vordergründig beengt und gestresst aus: Man fragt sich, ob sich die Vögel nicht die Nahrung gegenseitig wegnehmen oder ob sie im rasanten Formationsflug gar aneinander stoßen. Aber in der Natur überwiegen die Vorteile des Zusammenhalts. Die Alpenstrandläufer fressen vor allem im Wattboden lebende Würmer. Während der Niedrigwasserphase verteilen sie sich weit auf den Watten und machen sich keine Konkurrenz. Während der Hochwasserphase rasten die Alpenstrandläufer am Rand der Salzwiese und erholen sich. Dann stehen sie eng beieinander - das spart Energie, weil sie sich gegenseitig wärmen. Vor allem aber schützt dieses Gruppenverhalten vor Feinden. Man nimmt an, dass z.B. Wanderfalken, die regelmäßig versuchen, Alpenstrandläufer zu erbeuten, durch den großen auffliegenden Vogelschwarm regelrecht durcheinander gebracht werden. Außerdem sinkt mit wachsender Truppgröße die Gefahr, selber erwischt zu werden.
Die schnellen, synchronen Flugbewegungen macht erst das Vogelauge möglich. Es kann zwar nicht viel genauer, aber viel „schneller“ sehen als ein Menschenauge. So können die Vögel Bewegungen viel besser zeitlich auflösen, selbst die rasantesten Flugmanöver führen nicht zu Kollisionen im Trupp.
Überleben und ausreichend Nahrung finden, um die Fettpolster aufzufüllen, ist das Hauptziel der kleinen Strandläufer bei uns im Nationalpark. Hier entscheidet sich auch, ob und wie viele Junge die Vögel in der nächsten Brutzeit aufziehen und im Herbst wieder mit zurückbringen. Die Ruhe an den Rastplätzen sicherzustellen, ist daher ein wichtiges Ziel der Nationalparkverwaltung, damit die Vögel sich gut vorbereiten können für das harte Leben in der Arktis.
Vom Deich aus können Sie die Vogelschwärme am besten beobachten.