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Ostern im Wattenmeer
eine überflutete Salzwiese Wer auch immer den Hasen mit der Ausrichtung des Osterfestes betraut hat, hätte besser daran getan, sich einmal in der Tierwelt des Wattenmeeres umzuschauen. Hier hätten die Auftraggeber zweifellos zahlreiche Profis in Sachen Eierproduktion, Eiertransport, Eierdesign und Eier verstecken finden können.
Der Einsiedlerkrebs schafft es auf immerhin 30.000, die Sandklaffmuschel auf bis zu 3 Millionen Eier, einen der Spitzenplätze beim Thema Eierproduktion dürfte aber wohl die Miesmuschel einnehmen. Allein ein Weibchen produziert jedes Frühjahr bis zu 12 Millionen Eier. Das heißt, dass
schon 10 weibliche Miesmuscheln ausreichen würden, um alle Einwohner Deutschlands jedes Frühjahr mit je einem Osterei zu versorgen.
Was den Transport von Eiern anbetrifft, ist die Garnele, besser bekannt als Krabbe oder Granat, hervorzuheben. Diese nur 6-8 cm große Tier schafft es, bis zu 14.000 Eier unter dem Bauch mit sich herumzutragen und das alles ohne Korb. Die Strandkrabbe trägt sogar 200.000 Eier mit sich herum, hat diese aber fest unter ihrem umgeklappten Hinterleib verstaut.
Und auch beim Eierdesign hätten die Tiere des Wattenmeeres mehr zu bieten als die schnöde Hühnereierform. Da sind die glasklaren, kugelrunden Eier vieler Fische, oder die Laichballen der Wellhornschnecken mit gleich mehreren Eiern pro Blase, Eier im Sortiment sozusagen. Sogar extravagante Modelle wie die schwarzen taschenförmigen Eier des Nagelrochens sind im Angebot.
Beim Eierverstecken sind die Bewohner des Nationalparks ebenfalls sehr ideenreich. Bei der Sandgrundel beispielsweise, eine bodenlebende Fischart, gräbt das Männchen mit seinem Maul unter einer Muschelschale eine Höhle, in der dann das Weibchen seine bis zu 3000 Eier unter die Decke klebt. Der Dreistachelige Stichling baut sogar ein kleines Nest, in das das Weibchen seine Eier legen kann, die dann vom Männchen aufopferungsvoll bewacht und verteidigt werden.
Und unter den Strandbrütern gibt es Arten wie die Zwergseeschwalbe oder die Regenpfeifer, deren gesprenkelte Eier so gut getarnt zwischen den Muschelschalen liegen, dass sie selbst aus nächster Nähe kaum erkennbar sind.
Für die Traditionalisten unter uns sei aber abschließend noch der Seehase genannt. Das Weibchen dieser Fischart legt 200.000 Eier, die selbständig ihre Farbe von Gelbrot auf Grün wechseln. Einfacher geht´s nicht.
Vertrauen Sie dieses Jahr noch auf den Osterhasen, aber vielleicht übernimmt nächstes Jahr schon die Sandgrundel oder der Seehase die Organisation des Osterfestes.