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Der Vogel mit dem Futterknopf
die Silbermöwe Sie gehört zu einem Nordseeurlaub wie Sonne, Sand und Meer und ist neben Krabbenkutter und Leuchtturm wohl das dankbarste Fotomotiv: die Silbermöwe.
Schon am Hafen erwartet sie mit ihrem Triumphgeschrei den Besucher, begleitet ihn als hervorragender Segelflieger auf der Fährfahrt zu den Inseln und bettelt mit miauenden Schreien am Strandkorb um Futter.
Überhaupt scheint der Nahrungserwerb im Leben einer Silbermöwe eine besondere Rolle zu spielen. Während die vielen Watvögel „still und friedlich“ im Nationalpark der Futtersuche nachgehen, geht es bei „Silbermöwens“ oft laut und agressiv zu, immer
auf der Lauer nach einem schnellen Happen. Das fängt schon bei den Jungvögeln an. So sieht der charakteristische gelbe Schnabel der Altvögel mit dem roten Punkt nicht nur schön aus, sondern hat auch eine ganz praktische Funktion: Kommt ein Altvogel zum Nest, pickt der Jungvogel mit seinem Schnabel gegen den roten Fleck, worauf der Altvogel das mitgebrachte Futter auswürgt. Futter auf Knopfdruck!
Übrigens: Erst im Alter von 4 Jahren wechseln die Silbermöwen ihr schmutzig braunes Jugendkleid in ihr schneeweißes Federkleid mit den silberfarbenen Flügeldecken.
Bei den Altvögeln gibt es ebenfalls ideenreiche Formen des Nahrungserwerbs. Die dreisteste ist es, andere Vögel, aber auch die eigenen Artgenossen und manchmal auch die Urlauber so lange zu attackieren, bis diese ihre Leckerbissen fallen lassen. Eine weitere Variante ist die Methode, Muscheln aus großer Höhe so lange auf einen harten Untergrund fallen zu lassen, bis die Schale zerbricht und ihr Inneres gefressen werden kann. Und falls Sie einmal eine Silbermöwe dabei beobachten, wie sie im Watt auf der Stelle steht und mit den Füßen trampelt, so dient auch das der Ernährung. Durch rhythmisches Trampeln im seicht überfluteten Watt werden Kleintiere frei gespült und können dann aufgefressen werden. Diese so genannten „Trampelkuhlen“, die dabei entstehen, können Sie bei Ebbe häufig im Watt finden.
Auch was die Art der Nahrung betrifft, ist die Silbermöwe sehr vielseitig. Muscheln, Krebse, Seesterne, Speisereste, Fischereiabfälle, pflanzliche Nahrung und natürlich zugeworfene Brotstücke stehen auf der Speisekarte. So interessant das Möwenfüttern auf den ersten Blick zu sein scheint, Folge ist, dass die Möwen immer mehr die Scheu vor den Menschen verlieren und sich inzwischen auch schon mal selbst aus den gut gefüllten Strandtaschen der Badegäste bedienen. Möwen (oder auch andere Wildtiere) zu füttern, ist falsch verstandene Tierliebe – mit negativen Folgen für das natürliche Verhalten und auch die Gesundheit der Vögel.
A propos Gesundheit: Machen Sie doch mal wieder einen Spaziergang am Wattenmeer und genießen Sie das schöne Bild der Silbermöwe vor blauem Frühlingshimmel.